Sweet Home Office

27. Mrz 2017Allgemein, Alltagstipps, Familie

Sweet Home Office – Ein latentes Konfliktfeld

Professor Robert E. Kelly ist Politikwissenschaftler und Experte für Ostasien. Er lebt mit seiner Familie in Busan (Südkorea). Ein Live-Fernsehinterview am 10. März 2017 für die BBC hat den Amerikaner und seine Familie unfreiwillig über das Internet berühmt gemacht. Millionen Zuschauer amüsierten sich weltweit über die BBC-News-Aufzeichnung.

„Kleiner Fehler“

Was war passiert? Professor Kelly gab dem BBC in seinem Arbeitszimmer via Skype ein Interview zur Amtsenthebung von Südkoreas Präsidentin Park Geun-hye durch das Verfassungsgericht. Während des Gesprächs kam seine vierjährige Tochter Marion in den Raum und tanzte ins Bild, hinter ihr rollte ihr acht Monate alter Bruder James in einer Lauflernhilfe herein, gefolgt von Mutter Kim Jung-A, die die Störung etwas hektisch schnellstmöglich beenden wollte.

Die Szene wurde über YouTube zum viralen Hit. Der Vorfall sei seine Schuld gewesen, sagte Robert Kelly einige Tage später gegenüber dem Wall Street Journal. Er habe die Tür nicht verschlossen, wie er es normalerweise täte, wenn er zuhause arbeite. „Ich habe diesen kleinen Fehler gemacht, der meine Familie in Youtube-Stars verwandelt hat“, sagte Kelly. Er habe zunächst Angst gehabt, dass die BBC ihn nie wieder anrufen würde.

Die Situation ist tatsächlich ein Alptraum für jeden, der im Home Office oder von anderen Orten aus mobil arbeitet. Tunlichst versucht man, solche „kleinen Fehler“ zu vermeiden. Der „kleine Fehler“ von Professor Kelly hat deshalb nicht ohne Grund über die Social-Media-Kanäle eine Debatte zur Arbeit im Home Office ausgelöst.

Vor- und Nachteile der Heimarbeit

Immer mehr Menschen arbeiten zeitweise oder auf Dauer von zu Hause aus. Die Informationstechnologie macht es möglich. Die Vorteile liegen auf der Hand, wenn man Kinder, Eltern oder Angehörige zu betreuen hat: Die Pendelei zwischen Arbeitsstätte und Wohnort fällt weg. Der Tag lässt sich nach einem eigenen Arbeitsrhythmus flexibler gestalten und beispielsweise besser mit den Öffnungszeiten von Kinderbetreuungsstätten vereinbaren. Daheim ist es „mitunter“ auch ruhiger und man kann konzentrierter und produktiver arbeiten – so die Hoffnung vieler Arbeitnehmer_innen.

Die Arbeit im Home Office hat aber nicht nur Vorteile. Sie ist vielmehr ein latentes Konfliktfeld, das einige Tücken in sich birgt. So arbeiten Menschen im Home Office oft länger als Mitarbeitende mit Präsenzarbeitsplatz (sog. unsichtbare Überstunden). Und sie müssen deutliche Überschneidung von Arbeits- und Privatleben in Kauf nehmen. Ständige Erreichbarkeit sorgt für zusätzlichen Stress, mitunter zu schlechteren Arbeitsergebnissen, zu Schlafstörungen und ähnlichen gesundheitlichen Beeinträchtigungen.

Was tun?

Es gibt Möglichkeiten, um Home Office-„Alpträumen“, wie Professor Kelly sie erlebt hat, und Konflikten vorzubeugen. Verständlich gesetzte Rahmenbedingungen werden sich nicht nur auf Ihre Arbeit, Ihr Wohlbefinden und Ihre Motivation positiv auswirken, sondern auf Ihr gesamtes familiäres und soziale Umfeld. Die Empfehlungen für Ihre Arbeit im Homeoffice lauten deshalb:

  1. Übernehmen Sie Eigenverantwortung für Ihre Zeiteinteilung. Schaffen Sie sich einen festen Arbeitsrhythmus mit geregelten Pausen und einem Feierabend.
  2. Setzen Sie deutliche Grenzen, damit Ihr Wochenende, Urlaube und Krankschreibungen respektiert werden. Smartphone oder Laptop einfach mal ausschalten.
  3. Um Missverständnissen und Gerüchten vorzubeugen, kommunizieren Sie Ihren Kolleg_innen gegenüber deutlich, wann und wie Sie erreichbar sind. Stimmen Sie sich mit Ihren Kolleg_innen ab. Formulieren Sie Ihre Bedürfnisse offen und nachvollziehbar und signalisieren Sie frühzeitig Überlastungen.
  4. Wer in flexiblen Arbeitsmodellen zu Hause arbeitet, muss sich ein produktives Arbeitsumfeld schaffen. Dazu gehört, hinter sich die Tür zu zu machen, um ein lautes Umfeld oder unliebsame Störungen auszuschließen. Und umgekehrt, die Arbeit für die persönliche „Qualitytime“ (Familie, Freunde, Sport etc.) einmal ganz aussen vor zu lassen.
  5. Auch Ihre Familie braucht klare Regeln, wann und mit welchen Anliegen sie Sie in Ihrem Home Office „stören“ darf.

Dr. Bettina Janssen
(Rechtsanwältin, Mediatorin (DAA), Supervisorin (DGSv), Coach (ECA))

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Dieser Artikel entstand in Kooperation mit Dr. Bettina JanssenMehr Informationen
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Literatur & Quellenangaben: Abschlussbericht „Mobiles Arbeiten – Kompetenzen und Arbeitssysteme entwickeln“ spring Messe Management, 2016. Claudia Tödtmann, Die wichtigsten Regeln für die Heimarbeit, wiwo v. 26. August 2016.

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